Fotolia-Lizenzfoto #

Abschied von einer großen Persönlichkeit

von

Symbolfoto Fotolia Bilddatenbank
Bild: Fotolia Bilddatenbank

Was einer ist – was einer war – beim Scheiden wird es offenbar. Dieser Spruch trifft auf den verstorbenen Altbürgermeister und Ehrenbürger der Gemeinde Neufraunhofen in vortrefflicher Weise zu. Eine große Trauergemeinde beteiligte sich am Gottesdienst in der Schloßkirche und der anschließenden Urnenbestattung im kirchlichen Friedhof. Mehrere Redner würdigten das Lebenswerk einer großen Persönlichkeit.

Pfarrer Tobias Rother ging in seiner Predigt auf den Lebensweg des im begnadeten Alter von 94 Jahren Verstorbenen ein. In seinem Heimatort Hinterskirchen besuchte er die Schule und lernte im elterlichen Betrieb den Beruf als Metzger. Die Jugend war mit dem dreijährigen Kriegsdienst in Finnland und einer anschließenden dreijährigen Gefangenschaft in Frankreich beeinträchtigt. Zurück in der Heimat war er nach Ablegung der Prüfung zum Metzgermeister in Neufraunhofen als Viehhändler und Landwirt tätig. Im Jahr 1952 heiratete er Hermine Gruber aus Altweg. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor. Besonders freute er sich über die sieben Enkelkinder. Bei guter Gesundheit war es dem Paar gegönnt, im Jahr 2012 die diamantene Hochzeit zu feiern. Der Tod seiner Ehefrau im September 2016 war für Gottfried Rampl  ein schwerer Schlag, mit dem seine Kräfte sichtbar nachließen.

Bürgermeister Bernhard Gerauer berichtete über das kommunalpolitische Wirken des Verstorbenen. Gottfried Rampl wurde 1956 in den Gemeinderat gewählt. Er war von 1960 bis 1973 zweiter Bürgermeister und dann vom 15. Mai 1973 bis zum 30. April 1996 erster Bürgermeister der Gemeinde Neufraunhofen. Gottfried Rampl war ein Volksvertreter, wie er im Buche stand- Gestaltungskraft, Tatendrang, Durchsetzungsvermögen, Heimatliebe, eine Portion „Schlitzohrigkeit“ und eine große Bürgernähe prägten sein ehrenamtliches Engagement. Ohne ihn hätte es nach der Gebietsreform im Jahr 1978 eine selbstständige Gemeinde Neufraunhofen wahrscheinlich nicht mehr gegeben. Die aus Teilbereichen der früheren Gemeinden Neufraunhofen und Vilslern gebildete „neue“ Gemeinde Neufraunhofen hat er mit seiner Integrationskraft zu einer Einheit zusammengeführt. Weiterhin war ihm bewusst, dass die neuen Strukturen eine leistungsfähige Verwaltung brauchen. Deshalb war ihm die 1978 neu geschaffene Verwaltungsgemeinschaft als kommunaler Dienstleister ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Hier wirkte er auch als stellvertretender Gemeinschaftsvorsitzender und als stellvertretender Vorsitzender des Schulverbandes. Als erster Bürgermeister hat er die Gemeinde in 23 Jahren Dienstzeit mit wichtigen Maßnahmen der Infrastruktur vorangebracht. Mit unermüdlicher Tatkraft setzte er sich für Straßenbauten, die zentrale Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung, die Ausstattung des Bauhofs, den Bau des neuen Sportgeländes, die Schaffung von Bauland, den Bau des Gemeinde- und Feuerwehrhauses in Neufraunhofen und die Errichtung eines Kindergartens ein. Geradelienig und ehrlich vertrat er seine Standpunkte. Die Familie war für ihn dabei immer der Ort zum Kräftesammeln. Für die kommunalen Verdienste wurde er von der Gemeinde Neufraunhofen zum Altbürgermeister und Ehrenbürger ernannt. Die Medaille für besondere Verdienste für die kommunale Selbstverwaltung, das Bundesverdienstkreuz, die Medaille der Bayerischen Staatskanzlei und die Ehrennadel in Silber für die Förderung des kommunalen Sports waren überörtliche Würdigungen seines Wirkens. Die „Bürgermeister-Rampl-Straße“ in Neufraunhofen wird dauerhaft an seine Verdienste erinnern.

Die Kommunalpolitik war natürlich nur ein Teil des Lebens von Gottfried Rampl. Wie umfassend sein Wirken über lange Jahrzehnte für die Vereine und die Allgemeinheit war, zeigten die Nachrufe. Für die Vereine aus Neufraunhofen (Sportverein, Schützenverein, Feuerwehren Georgenzell und Neufraunhofen, Krieger- und Soldatenkameradschaft, Obst- und Gartenbauverein, Kegelclub Frauenverein und Schnupfclub) sprach Andreas Kronseder für das verstorbene Mitglied und den großen Förderer ehrende Worte. Zusammenfassend für Vereine aus Hinterskirchen (Trachtenverein, Feuerwehr, Krieger- und Soldatenkameradschaft, Stockschützen, Frauenverein und Edelweißschützen) würdigte Sebastian Obermeier die jahrzehntelange Mitgliedschaft und Unterstützung. Mit der Gründung des Theobaldimarkt- und Fördervereins hat er für die Vereine aus der Gemeinde eine gemeinsame Plattform geschaffen. Die Zusammenarbeit aller Vereine beim Adventmarkt und beim Theobaldimarkt ist auf seine Initiative zurückzuführen. Das Wirken und die Verdienste im Einzelnen aufzuzählen, würde den Rahmen der Berichterstattung übersteigen, denn in vielen Vereinen war Gottfried Rampl Gründungsmitglied, langjähriger Vorstand, Ehrenmitglied, Ehrenvorstand und Förderer.

Bürgermeister a.D. Alfons Satz bekundete als stellvertretender Landrat und Sprecher der Altbürgermeister aus den Gemeinden des Landkreises Landshut vor dem Lebenswerk von Gottfried Rampl größte Hochachtung. Nach seiner Dienstzeit als Bürgermeister gehörte er viele Jahre der Runde und dem Chor der Altbürgermeister an. Solange es seine Gesundheit zugelassen hat, fehlte er bei fast keinem Treffen, keiner Singprobe und keinem Auftritt.

Für die Chöre erinnerte Ernst Holler an einen begeisterten und begnadeten Sänger, der neben der jahrzehntelangen aktiven Mitwirkung auch die geselligen Runden schätzte. Mit Freude sang der Verstorbene im Kirchenchor Neufraunhofen, der Lernbachtaler Singgemeinschaft, dem Männerchor Neufraunhofen - Baierbach und dem Chor der Altbürgermeister der Gemeinden aus dem Landkreis Landshut. Zum ehrenden Gedenken umrahmten die Chöre den Trauergottesdienst und die Bestattung im Friedhof musikalisch.

Nach dem Trauergottesdienst trug Bürgermeister Bernhard Gerauer die Urne seines Vorgängers, Vorbilds und väterlichen Freundes angeführt von einer Blaskapelle, den Fahnen und Abordnungen der Vereine zum Friedhof.

In seiner Freizeit war Gottfried Rampl ein passionierter Jäger. 35 Jahre lang war er als Heger und Pfleger Jagdpächter des Jagdbogens Hinterskirchen. Bernhard Gerauer sprach in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Kreisgruppe Vilsbiburg des Landesjagdverbandes Bayern am offenen Grab ehrende Worte. Die Jagdhornbläser verabschiedeten den Jagdfreund mit einem letzten „Hallali“.

Gottfried Rampl hat am vergangenen Freitag im Friedhof Neufraunhofen seine letzte Ruhestätte gefunden.

Zurück